Die 1. Hundert Jahre!
Spielmannszug Langenthal!
Es war vor 100 Jahren, da kamen sie zurück.
Zwei damals junge Männer, zu unser aller Glück.
Sie dienten ihrem Kaiser im Garderegiment.
In der Hauptstadt seines Reiches, Berlin, das jeder kennt.
Dort lernten sie für´s Leben, was gut und achtenswert.
Um es weiter dann zu geben, weil es sich so gehört.
Diszipliniert zu leben und zu bewahren was recht und gut.
Denn die Marschmusik des Spielmanns lag beiden schon im Blut.
So kamen damals beide, brachten Flöte und Trommel mit.
Auf der alten Deiselerstraße in den Ort im gleichen Schritt.
Beim Schützenfest im Sommer führten sie den Umzug an
und sie zogen alle Bewohner in ihrer beider Bann.
Die Jugend war begeistert und der neue Lehrer auch,
der aus Trendelburg gekommen, er kannte Sitte und Brauch.
Er trat an die Gardisten und bot sich ihnen an.
Denn wenn so viele wollen, helfe ich wo ich kann.
Meine Schüler wollen trommeln und flöten wie ihr zwei,
sagte er zu den Gardisten, drum wär ich gern dabei.
Die Gardisten waren glücklich, schauten sich ganz kurz nur an.
Nun ist die Zeit gekommen, Lehrer, du bist unser Mann.
Die Schüler waren begeistert, auch der gesamte Ort.
Sie gründeten den Spielmannszug und alle hielten Wort.
Die Schule wurde der Übungsraum,
und die Mutter der Schützenverein.
Die Mutter aber hat einen Namen,
der stammt aus belagerter Zeit.
Der aber kann Berge versetzen,
ihr Name ist Einigkeit.
Die Spielleute machten ihm Ehre,
sie waren des Ortes Stolz.
Und beliebt nicht nur in der Heimat,
sie waren aus gutem Holz.
Doch dann kam der Krieg 14-18
und die Sorgen im Ort waren groß.
Aber am Ende des Krieges gab´s Hoffnung
und das Leben ging schnell wieder los.
Denn es folgten erfolgreiche Jahre
für unseren Spielmannszug,
bis hin zum Jahr ´39
gab es von allem genug.
Doch dann das jähe Ende,
der zweite Weltkrieg brach aus.
Er forderte bei uns viele Opfer,
denn es kamen nicht alle nach Haus.
Auch Spielleute waren gefallen
und andre schwer verletzt.
Es dachte niemand an´s Feiern,
zu viele noch waren entsetzt.
Das Leben aber ging weiter,
denn die Zeit, die läuft immer fort.
Man begann über Feste zu reden,
denn es blühte der Handballsport.
Wir feierten Kirschenfeste,
getragen vom Handballverein.
Mit Königin und Hofstaat,
es sollte ein Anfang sein.
Auch der Schützenverein zeigte Leben,
die DM war nun unser Geld.
Um ein Schützenfest wieder zu feiern,
benötigte man aber ein Zelt.
Das Alte war kurz nach dem Kriege,
niemand weiß wodurch, abgebrannt.
Der Lehrer in ´48 verstorben,
ihm verdankt unser Ort allerhand.
Doch die DM vollbrachte ein Wunder,
wir bauten uns wieder ein Zelt.
Die neuen Spielleute begannen zu üben
und schauten vergnügt in die Welt.
Im Jahr ´55 feierten wir
das Richtfest im Wonnemonat Mai.
Am letzten Sonntag im Juli
waren für uns alle Sorgen vorbei.
Das erste Fest nach dem Kriege
mit neuem Spielmannszug.
War endlich wahr geworden,
es war nicht Schein, nicht Trug.
Doch vorne an der Tete,
den Stab fest in der Hand.
Vor 20 jungen Leuten,
der Gardist des Kaisers stand.
Der 2. Gardist des Kaisers
hat die Trommel übergeben.
Er trommelte überall mit den Fingern,
denn Trommeln, das war sein Leben.
Im Jahr 1958
kam Besuch zum Schützenfest.
Vom Landrat eingeladen
aus der Schweiz, zu uns als Gäst.
Ein Stadtrat mit Begleitung,
die Stadt heißt Langenthal.
Auch mit t-h geschrieben,
doch mit zehnfacher Einwohnerzahl.
Zum Gegenbesuch aber wünschte
das Orchester sich aus der Schweiz
den Spielmannszug aus Deutschland
und freute sich bereits.
So kam es zum großen Auftritt
für unseren Tambormajor
nach seinem 70. Geburtstag,
den wir feierten kurz zuvor.
Wie ein Denkmal aus Stein gemeißelt
in der Spielmannsuniform,
so stand er weiß behandschuht
und hielt den Stab nach vorn.
Die Augen funkelten wie Sterne,
so stechend war sein Blick.
Dann kamen die Kommandos,
nun gab es kein Zurück.
Die Locke brachte die Erlösung
und „Das Lieben“ brachte groß Freud.
Gemeinsam mit dem Orchester,
da staunten in der Halle die Leut.
Der Applaus jedoch an dem Abend,
der gehörte ihm ganz allein.
Wir waren da nur sein Werkzeug,
doch stolz dabei zu sein.
Dort sprach er noch die Worte:
„Ich stell mir einfach vor,
heut bin ich wieder 20,
wie am Brandenburger Tor.“
Doch ein paar Jahre später
verstarben beide schnell.
Der Stab war übergeben
und ein neuer Mann zur Stell.
Seinen letzten Wunsch auf Erden
den lösten wir ihm ein,
er wollt mit Trommelwirbel
von uns begraben sein.
Die Ära war zu Ende,
ihr Werk jedoch besteht.
Vergrößert und verbessert,
wie alle heut ihr seht.
Eine Tracht der Alpenländer,
junge Mädchen, schöne Frau‘n
und Musik, die in das Herz geht,
auf sowas kann man bau‘n.
Was hundert Jahr bestanden,
muss weiter fortbesteh‘n,
für die nächsten 100 Jahre,
denn Geschichte wird nie vergeh‘n.
Die drei sind Geschichte geworden,
sie haben gelebt für den Ort.
Was sie konnten, immer gegeben
und wir, wir führen es fort.
Ich selbst konnte euch erzählen,
was ich wusste von vor 100 Jahr,
weil der Trommler der beiden Gardisten
von meinem Opa der Großvater war!
Gedichtet von Gottlieb Klaft,
vorgetragen von seiner Enkelin Theresa Baumann.
Juni 2011